Was macht ein kalter/warmer März für Zugvögel?
Wie beeinflussen kalte Märztemperaturen den Vogelzug? Sind warme Temperaturen für alle Vögel besser? Und wie können wir helfen?
Für Zugvögel gleicht kein Jahr dem anderen. In einigen Jahren gibt es wärmere Temperaturen im Frühjahr, welche einen möglichst reibungslosen Start in die Brutsaison ermöglichen, in anderen ist es kälter. Wenn die Vögel ab März langsam zurückkehren, kann ein überraschend kalter Monat besonders große Probleme verursachen. In den letzten Jahren wurde es zwar immer wärmer, sodass manche Vögel gar nicht mehr so weit ziehen. Aber auch ein besonders warmer März kann problematische Auswirkungen auf ihren Erfolg bei der Nahrungssuche und Brut haben.
Ein frostiges Willkommen: Die Ankunft im kalten März
Zugvögel bestimmen den Zeitpunkt, zu dem sie aus dem warmen Süden losfliegen, durch die Veränderung der Sonne. Dadurch sind sie nicht besonders flexibel, zumal es auch schwierig ist die Bedingungen in Mitteleuropa aufgrund des Wetters südlich der Sahara einzuschätzen. Das führt dazu, dass sie sich auf ihren Instinkt verlassen müssen. Wenn das Wetter dabei nicht mitspielt, kann das große Probleme verursachen.
Das direkte und am einfachsten festzustellende Risiko ist dabei die Kälte selbst. Manche Vögel sind nicht wirklich gut in der Lage bei Minusgraden zu überleben. Sie benötigen bei der Kälte auch mehr Energie, wo sich das nächste Problem ergibt: Viele Vögel sind auf Insekten oder Pflanzen für ihre Nahrung angewiesen, die erst mit ausreichend Temperatur als Nahrungsangebot zur Verfügung stehen. Besonders nach einem langem Zug in den Norden benötigen sie sehr viel Energie, damit sie ordnungsgemäß mit der Vorbereitung der Brut anfangen können.
Wenn die Wärme sich also nicht bereits so verbreitet hat, dass die ersten Insekten erwachen, wirft das für viele Neuankömmlinge Probleme auf, ausreichend Nahrung zu finden. Anstatt mit den ersten Zügen der diesjährigen Brut anfangen zu können, müssen sie sich viel mehr auf das Überleben selbst konzentrieren, da sie möglicherweise so kalte Temperaturen gar nicht gewöhnt sind. Dabei ist die Kälte selbst oftmals gar nicht das richtige Problem, sondern tatsächlich das fehlende Nahrungsangebot.
In der Vergangenheit hat das u.a. 2013 bereits dazu geführt, dass einige Vögel sogar nach ihrer Ankunft wieder umkehrten. Diesen Luxus können aber nicht alle Vögel wahrnehmen, damals waren es besonders Kraniche, welche vergleichsweise mobil über lange Strecken im Vergleich zu Singvögeln sind. (Quelle: Welt)
Auch 2004 hat der Stern bereits berichtet, dass ungewöhnliche Kälte den Beginn der Saison für die Vögel verzögerte. (Quelle: Stern)
Die Kehrseite: Wärme ist nicht ausschließlich besser
In den vergangenen Jahren war es im Februar vergleichsweise wärmer, was besonders bei Arten, die im Mitelmeerraum überwintern dafür sorgte, dass diese zeitiger aus ihrem Winterquartier zurückkehren. Bei ihrer Ankunft im März stellt das Nahrungsangebot dann einen nicht allzu kritischer Faktor dar. Trotzdem ist bei solchen ungewöhnlichen Wetter-Phänomenen davon auszugehen, dass die Insekten-Population nicht vollständig wie gewohnt vorhanden ist.
Ein tatsächliches Problem entsteht aber dadurch, dass durch eine frühe Ankunft ihre Brutphase auch eher beginnen kann, was aber wiederum mit einem begrenzten Nahrungsangebot dazu führen kann, dass ihr Nachwuchs nicht ausreichend versorgt wird. Ebenso kann das zunächst unvorhergesehene Auswirkungen haben, wie z.B. auf den Kuckuck, der auf einen bestimmten Zeipunkt für den Beginn der Brut angewiesen ist. Wenn die Teichrohrsänger bereits mit der Brut begonnen haben bevor er ankommt, so bleibt es ihm aus seine Eier in dessen Nester zu legen.
Veränderungen im Vogelzug
In den letzten Jahren sind die Vögel vermehrt immer früher eingetroffen, wahrscheinlich aufgrund der milderen Winter und allgemein höheren Temperaturen, beispielsweise 2017 und 2020 besonders früh in Österreich (Quelle: Lebensart). Besonders kalte Temperaturen im Frühjahr bleiben vermehrt aus, Beispiele dafür lassen sich in der weiteren Vergangenheit (oben 2004 und 2013) finden. Deshalb passen Zugvögel in den letzten Jahren auch ihren Rhythmus an, um diese Veränderung zu ihrem Vorteil zu nutzen, oder zumindest nicht hinten anzustehen.
Denn auch die Insekten treten durch die Erwärmung zu immer früheren Zeiten auf. So sind u.a. Trauerschnäpper stark auf Raupen angewiesen, die aber mittlerweile vor dem ursprünglichen Eintreffen der Vögel bereits aktiv sind. Somit verändert sich auch das Nahrungsangebot, welches die Vögel eigentlich gewöhnt sind. Gleichzeitig ist der Trauerschnäpper aber ein Beispiel für einen nicht stark anpassungsfähigen Vögel in dieser Hinsicht, da er u.a. in der Nähe der Sahara überwintert und dort nicht auf in Europa lokalisierte Wetterbedingungen reagieren kann. Als Folge haben Vögel, die weiter im Süden überwintern oder aus anderen Gründen nicht so anpassungsfähig sind, immense Nachteile in der Aufzucht ihrer Jungen.
(Quelle: Deutschlandfunk Nova)
Wie wir helfen können
Obwohl es tendenziell eher wärmer wird, können wir den Vögeln trotzdem behilflich sein. Sollte es ungewöhnlich kalt sein, kann man mit der Fütterung Unterstützung leisten. Allgemein wird es in dieser Zeit wichtig, dass die Vögel ausreichend Energie haben, um mit der Brut anzufangen, wofür sich proteinreiches Futter eignet. So kann man z.B. zu dem normalen Futter Mehlwürmer mischen oder eine Mischung verschiedener Insekten hinzufügen.
Fazit
Ein kalter März sorgt für viele Probleme bei gerade ankommenden Zugvögeln. Dafür werden solche Monate aber seltener, wodurch weniger anpassungsfähige Langstreckenzieher das Risiko haben zu spät anzukommen und dadurch nicht ihr gewohntes Nahrungsangebot vorzufinden. Somit ist es sehr nachteilig, wenn der März überraschend kalt ist, aber auch gleichzeitig auch nicht frei von Problemen oder gar vorteilhaft, wenn der März wie in den letzten Jahren wärmer wird. Es wird auf diesem Gebiet noch viel Forschung betrieben, weshalb wir erwarten können, in den nächsten Jahren mehr Erkenntnisse darüber zu sammeln.