Wann beginnt der Morgengesang der Vögel – und warum?
Wann beginnen die Vögel morgens zu singen und wie hilft uns die Vogeluhr? Warum singen sie überhaupt so früh?

Zu dieser Zeit hat man das bestimmt schon erlebt: Es wird am frühen Morgen laut draußen, auch schon bevor der Wecker klingelt.
Das hat man bestimmt schon oft bemerkt, dass es früh laut ist. Wenn man vor dem Aufstehen nicht mehr so wirklich schlafen kann, ist oftmals die Amsel zu hören.
Vogeluhr
Eine außerordentliche gute Orientierung dafür, wann welche Vögel anfangen zu singen, gibt die Vogeluhr. Viele kennen sie vielleicht noch aus dem Sachkundeunterrich. Sie gibt Aufschluss darüber, zu welcher Zeit vor dem Sonnenaufgang verschiedene Vögel mit ihrem Konzert beginnen. Das orientiert sich speziell an dem Sonnenaufgang, da der Grad der Morgendämmerung entscheidend ist. Vögel, die hier mit einem Link hinterlegt sind, haben auf der Webseite einen Ruf hinterlegt. Dieser kann dann angeklickt werden, um einen Eindruck zu erhalten.

Das Erwachen
Zwar erst ab April zu hören, aber trotzdem als Erstes singend (80 min vor dem Sonnenaufgang) ist der Gartenrotschwanz gefolgt von dem Hausrotschwanz. Immerhin singt eine Stunde vor dem Sonnenaufgang auch die Rauchschwalbe. Da diese Vögel aber typischerweise erst ab April (mit Ausnahme des Hausrotschwanzes) anfangen zu singen, nimmt man das meiner Meinung nach gar nicht mehr so stark wahr.
Kurz danach und bereits ab Februar zu hören
Deutlich lauter wirken die Vögel, die bereits weit vor dem Sonnenaufgang, aber auch schon im Februar beginnen: Singdrossel, Amsel, Rotkehlchen, Goldammer und Zaunkönig. Diese haben einen sehr markanten Gesang und fallen mir als Erstes auf. Besonders die Amsel ist hier bei mir weitverbreitet und zum Frühlingsanfang der Störenfried in der Nachtruhe. Die genannten Vögel fangen zwischen 40 und 55 min vor dem Sonnenaufgang mit ihrem Konzert an.
Die ersten Frühlingsanzeichen im Januar
Eine weitere Kategorie sind solche Vögel, die bereits ab Januar oder Februar singen und deshalb den Frühlingsbeginn gerne an wärmeren Tagen andeuten: Kohlmeise und Blaumeise (jeweils 30 bzw. 35 min vor Sonnenaufgang) sowie Stieglitz, Star, Grünfink und Buchfink (20 bis 10 min vor Sonnenaufgang).
Die Vogeluhr ist natürlich nicht perfekt, es gibt viele Faktoren, welche die genaue Zeit beeinflussen. So fällt einem gut auf, dass es an bewölkteren und leicht stürmischen Tagen draußen auffällig ruhig ist. Unter durchschnittlichen Bedingungen gibt die Vogeluhr im Großen und Ganzen trotzdem eine überraschend gute Orientierung, wann einzelne Stimmen zu erwarten sind.
Sonderfälle in der Nacht
Natürlich gibt es hier auch Sonderfälle, beim Lesen bis hierhin ist vielleicht bereits die Nachtigall in den Kopf gekommen. Diese fängt nicht nur sehr früh an, sondern kann auch die ganze Nacht durch singen. Ebenso reihen sich bei Sonderfällen Kauze und sonstige Eulenvögel ein, welche bekannterweise nachtaktiv sind.
Warum singen Vögel so früh?
Um zu verstehen, warum Vögel bereits so früh anfangen, müssen wir zunächst ein wenig Kontext schaffen. Der tatsächliche Gesang findet zur Paarungszeit statt, wo Männchen ihre Artgenossen auf zwei unterschiedliche Arten beeindrucken möchten. Zum einen stecken sie ihr Territorium ab, zum anderen geht es darum, Weibchen anzulocken und zu beeindrucken.
Aber ein eindeutiger Grund konnte bislang nicht festgestellt werden. In einem Interview mit Mike Webster vom Cornell Lab of Ornithology bei National Geographic (Englisch) wird spekuliert, dass die kühlere und feuchtere Luft dafür sorgt, dass die Gesänge sich weiter ausbreiten können. Gleichzeitig sorgt ein geringeres Windaufkommen ebenso dafür, dass die Töne klarer zu hören sind.
Deshalb kann man auch selbst etwas spekulieren. Es wäre so etwa möglich, dass ein längerer und früherer Gesang andeutet, dass das Individuum stärker ist und mehr Energie hat, um so lange aktiv zu sein. Ich bin aber auch für andere Ideen offen und höre gerne Vorschläge.
Mein Tipp ist also, dass man wirklich den Frühling und Sommer genießt, wo es nahezu jeden Früh draußen merkbar laut ist. Im Herbst und Winter stelle ich oft fest, wie leer die Natur ohne diese Gesänge scheint.
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