Wie verhalten sich Vögel bei Sturm?
Es kann hin und wieder verlockend sein, Vögel auch bei schlechtem Wetter zu beobachten. Ist das eine gute Idee? Wie finden die Vögel Schutz und inwieweit reagieren Arten unterschiedlich?

Besonders wenn allgemeine Verpflichtungen sehr viel Zeit beanspruchen, kann es sehr verlockend sein, auch schlechtes Wetter zur Vogelbeobachtung ausnutzen. Das kann auch spannend sein, es ermöglicht oft neue Erfahrungen. So habe ich in der Nähe der Küste schon gerne Möwen beobachtet, die vom starken Wind in ihren Kreisen hin- und hergerissen wurden. Allerdings sollte man dieses Wetter, wenn man im klassischen Sinne erfolgreich sein möchte, eher vermeiden.
Unterscheidung nach Art
Nicht jede Vogelart hat dieselben Möglichkeiten oder gar Bedürfnisse, einen sicheren Ort zu finden, bis es wieder angenehmer ist. Allgemein zu beobachten ist aber, dass es in dieser Zeit schon fast unangenehm ruhig wird. Die Singvögel verstummen und das Pfeifen vom Wind übernimmt die Klangkulisse. Wenn man spazieren geht und merkt, dass es plötzlich leise wird, sollte man auch wahrscheinlich selbst schnell einen sicheren Ort suchen. Denn dann ist das Gewitter nicht mehr fern.
Singvögel: Verstecken
Offensichtlich direkt von starken Winden betroffen sind kleine Singvögel. Zum Beispiel wird der Haussperling mit seinen ca. 30 g Körpergewicht es sehr schwer haben, nicht unkontrolliert hin- und hergeweht zu werden. Bei diesen können wir dann oft beobachten, dass sie sich in Hecken zurückziehen und allgemein dort ausharren, wo sie vom Wind geschützt sind.
Wenn sie sich zurückziehen, dadurch auch eine einfachere Beute sind, werden sie häufig sehr still. Ich habe einen Busch, wo sie sich gerne zurückziehen, der normalerweise sehr laut mit ihren Rufen ist. Sobald sie sich aber vor den Böen verstecken müssen, verstummen sie weitestgehend, obwohl man zwischen den Zweigen noch die bräunlichen Punkte erkennen kann.
In Städten bieten sich gerne ebenso Dachvorsprünge und sonstige Spalten an. In der Natur sind diese auch zu finden, aber Städte bieten sehr viele Unterschlupfmöglichkeiten, die nicht ausschließlich aus natürlicher Vegetation bestehen.
Wasservögel: Buchten oder Zusammenrücken
Je nach den Gegebenheiten haben Wasser- sowie auch Watvögel unterschiedliche Taktiken. Manche ziehen sich in Ufernähe zurück, um dort Schutz zu suchen. Stockenten zählen etwa zu dieser Kategorie.
Größere Wasservögel, wie u.a. Gänse, sammeln sich dagegen. Ihr Federkleid ist, wie ich später kurz beschreibe, individuell schon sehr hilfreich. Im großen Verband, wenn sie einander Windschatten geben, ist es selbstverständlich noch effektiver. Auch Watvögel bilden größere Gruppen, um sich gemeinsam Deckung zu geben.
Greifvögel: Verstecken, aber anders
Größere Vögel sowie Greifvögel können sich nicht so einfach in Hecken zurückziehen, wie es die kleineren Singvögel gerne anstellen. Stattdessen sind diese besonders auf Baumkronen angewiesen, wo sie einen möglichst sicheren Platz suchen können. Je nach Region können sich auch andere Geländeeigenschaften, wie z.B. Felsvorsprünge, anbieten. Speziell Greifvögel ziehen sich auch gerne auf ihre Sitzwarten zurück, um dort einfach auszuharren. Für diese Vögel ist es schließlich ebenso risikoreich, bei schlechtem Wetter unterwegs zu sein. Wenn sich Singvögel verstecken, werden Greifvögel wahrscheinlich auch nur schwer Nahrung finden. Also warum die Energie dafür aufbringen?
Wichtige Anpassung: Federkleid
Wenn das Federkleid die Vögel dazu befähigt zu fliegen, indem der Luft ausreichend Widerstand geboten wird, so scheint es wohl recht dicht zu sein. Genau das ist auch ein Trick verschiedener Vögel. Durch ihr Federkleid schaffen sie es, die gröbsten unangenehmen Effekte von ihrem Körper fernzuhalten. Während wir Menschen bei starkem Wind und geringen Temperaturen schnell auskühlen, sind sie dank ihrer Federn in der Lage, Wind und Wetter nur sehr gering bis zu ihrer Haut durchdringen zu lassen.
Besonders bei Wasservögeln, wie z.B. Enten, sind die wasserabweisenden Eigenschaften ihres Federkleids eine große Unterstützung in diesen Situationen.
Besondere Gefahr für Zugvögel
Zugvögel haben eine große Reise vor sich und teilweise bereits hinter sich. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie Extremwetter begegnen, ist dementsprechend hoch. Unter Zeitdruck möchten sie so wenig Pause wie möglich machen, wozu starker Wind sie aber zwingen kann. In besonders schweren und lang anhaltenden Unwettern kann das auch zum sogenannten Zugstau führen, wobei sie zur Pause gezwungen sind. Für Vogelliebhaber ist das eine gute Gelegenheit, auch für die Region seltene Vögel zu sehen, für die Vögel selbst ist es natürlich nicht optimal. Sollte sich das Unwetter als außergewöhnlich schwer erweisen, können diese auch teilweise wieder zurückziehen, was durch die zusätzlich notwendige Energie sehr anstrengend und letztlich gefährlich sein kann.
Sollten Vögel unter diesen Bedingungen nicht rasten, kann es auch gut passieren, dass sie von ihrer Route abdriften und an sehr außergewöhnlichen Orten gesichtet werden. Ein solcher Ort ist z.B. Helgoland, welches in der Nordsee je nach Flugroute der einzige Rastplatz weit und breit ist. Deshalb ist es dort regelmäßig möglich, Vögel zu beobachten, die es sonst kaum in Deutschland zu sehen gibt. Meiner Erfahrung nach sind diese oftmals nicht besonders scheu, weil sie erst einmal wieder Energie tanken müssen. Deshalb kann auf Helgoland die Vogelbeobachtung auch an Tagen mit schlechtem Wetter (nicht zu viel Regen) sehr interessant sein.

Was stattdessen tun?
Es gibt viele Möglichkeiten, sich in dieser Zeit sonst mit Vögeln zu beschäftigen. Wenn man einen Garten mit Büschen und Bäumen hat, wo sich regelmäßig Singvögel aufhalten, kann man z.B. die aufgeplusterten Haussperlinge beobachten. Sollte man gerne fotografieren, so eignet es sich perfekt, um die sich mittlerweile häufenden Fotos auszusortieren. Alternativ gibt es viel Lektüre, die sich in den eigenen vier Wänden, auf unsere eigene Art vor dem Wetter geschützt, genießen lässt. Wenn der Wind vorbeigeht, wird es auch oftmals wieder laut, sobald die Sonne das erste Mal durch die Wolken schaut.
Besonders bei dem Verhalten von Wasservögeln in diesem Bereich habe ich relativ wenig Erfahrungen, deshalb verweise ich gerne auf meine Quelle zu diesem Thema: lbv.de
Sonst beziehe ich mir hierbei auf meine Erfahrungen und auf das, was ich bereits gehört habe. Wie auch im Artikel angeführt, ist Helgoland ein besonderer Ort für abgedriftete, für uns seltene, Zugvögel. Von ihnen hatte ich auch vor ein paar Jahren einiges zu diesem Thema gelernt und ich kann einen Besuch dort nur empfehlen, falls man ohnehin schon auf der Insel ist. Auch in anderen Gegenden ist der Verein aktiv: Verein Jordsand