Vogelkunde Kompakt: Überraschungen durch Innehalten

Die Natur ist oftmals ein ruhiger Ort. Auch wenn man nicht sofort alles wahrnehmen kann, hilft es doch, einfach mal genauer hinzuhören.

Vogelkunde Kompakt: Überraschungen durch Innehalten
Genau hinhören kann sich bei der Vogelbeobachtung lohnen

Wenn man in die Natur rausgeht, erwartet man eine Abwechslung vom Lärm der Stadt. Es ergibt sich die Möglichkeit, neue Geräusche kennenzulernen und genau wahrzunehmen. Dazu gehören auch viele verschiedene Vogelstimmen, die einem bei der erfolgreichen Vogelbeobachtung helfen können.

Einfach mal stehen bleiben

Geduld ist der Schlüssel zum Erfolg bei der Vogelbeobachtung. Nur wer sich die Zeit nimmt, die Natur genau zu beobachten, kann die kleinen Details wahrnehmen, die sonst verborgen bleiben. Dazu gehört auch, einfach mal stehen zu bleiben und genau hinzuhören. Das dient zum einen dazu, eine gewisse innere Ruhe zu finden, und zum anderen, genau hinzuhören und die Sinne zu schärfen.

Eine innere Ruhe ist besonders wichtig bei der Vogelbeobachtung, denn Vogelstimmen können einem viel darüber verraten, was man zu erwarten hat. Selbst wenn es vollkommen still scheint, wird man trotzdem den einen oder anderen Ruf hören können. Welche Stimmung haben die Vögel? Kann man beispielsweise eine Amsel hören, welche im Laub nach Futter sucht? Rauschen die Blätter im starken Wind? Daran kann man schon abschätzen, ob die Beobachtung erfolgreich wird und wo man am besten nach Vögeln suchen kann.

Jetzt, wo ich diesen Artikel schreibe, ist es Mitte Dezember. Das bedeutet auch, dass alles relativ ruhig ist. Die Meisen rufen zwar aus den Büschen (hier vor allem Kohlmeisen), zeigen sich aber nur selten. Besonders wenn Wind aufkommt, verstecken sie sich im dichten Geäst und sind deutlich leiser. Wenn dann die Sonne ein wenig scheint, werden sie mutiger und lauter, sodass die Chance steigt, dass sie sich öfter zeigen. Wenn der Tag dann wärmer wird, kann es sein, dass sie schon mit ihrem Frühlingsgesang beginnen, der deutlich wahrnehmbar ist und auf freche Meisen auf gut sichtbaren Zweigen hinweist.

Eine Kohlmeise, die auf einem Ast in goldenem Licht sitzt
Kohlmeisen sind im Winter oftmals gut zu beobachten, ihren Ruf hört man oft aus den oberen Ästen

Worauf man in den Jahreszeiten achten sollte

Frühling

Genauso trifft das auf den Frühling, Sommer und Herbst zu. Im Frühling gilt so ziemlich dasselbe Prinzip wie im Winter, wobei der Gesang nach Partnern allerdings immer häufiger wird. An warmen Frühlingstagen kann man also stehen bleiben, die Umwelt auf sich wirken lassen und von einem Konzert verschiedener Vogelarten begrüßt werden. Die Lautstärke der einzelnen Vögel ist dabei oftmals einfach unglaublich und man merkt schnell, was man immer Winter so vermisst hat. Besonders zu achten ist hierbei auf neue Stimmen, also Rückkehrer aus dem Süden. Oftmals kann man diese hören bevor man sie das erste mal zu Gesicht bekommt.

Mir persönlich fällt das besonders bei den Schwalben auf, die ganz in der Nähe über den Feldern nach Insekten jagen. Wenn die ersten wenigen Vögel eintreffen, sehe ich diese gar nicht unbedingt. Stattdessen merke ich: Der Ruf kommt mir doch bekannt vor, es ist wohl nicht zu verwechseln und einfach schön: Die Rauchschwalben sind wieder da, der Sommer ist nicht mehr weit entfernt.

Sommer

Im Sommer suchen die Vögel nicht mehr so nach Partnern, sondern grenzen oftmals nur ihr Revier ein. Das heißt aber trotzdem, dass in den frühen Morgenstunden ihr Konzert einfach wunderschön und sehr deutlich wahrzunehmen ist. Zu beachten ist im Sommer die Tageszeit, zu der Vögel aktiv sind. Am frühen Morgen singen sie laut, suchen nach Nahrung und präsentieren sich, um ihr Territorium deutlich zu machen und werden mit der zunehmenden Hitze immer ruhiger. Dementsprechend werden sie auch schwerer zu beobachten und zu fotografieren, wenn sie kühlere, schattige Orte aufsuchen.

Im Sommer kann man auch den einen oder anderen Ruf von Vögeln hören, die man nicht so oft zu Gesicht bekommt. Dazu gehört zum Beispiel der Kuckuck, den man zwar gut hören, aber nicht so gut sehen kann. Wenn man seinem Ruf folgt, hat man eine viel bessere Chance abzuschätzen, wo man ihn antreffen könnte. Dasselbe gilt für den Pirol, den man, würde ich sagen, in jedem Fall zuerst hört, bevor man ihn sieht. Zumindest ist es mir bisher immer so ergangen.

Herbst

Der Herbst wird deutlich leiser und die Singvögel haben schon lange mit ihrem Gesang aufgehört, das Morgen-Konzert fällt auch schon seit einigen Wochen weg. Dafür hört man oft Kraniche oder Gänse, die den langen Zug in den Süden antreten. Wenn diese in großen Schwärmen fliegen, hört man diese oftmals bereits bevor sie über den Bäumen zu sehen sind. Durch die Vielzahl der Tiere am Himmel, ergibt sich eine spektakuläre Sound-Kulisse. Der Morgen wird je nach Zeitpunkt und dem Wohnort öfters von Kranichen eingeläutet, die über weite Strecken mit ihrem unverwechselbaren Ruf zu hören sind.

Ein Weißstorch vor klarem Himmel, der auf seinem Nest sitzt
Weißstörche sind ein gutes Beispiel für Vögel, die im Herbst einfach beim Zug in den Süden sowie der Nahrungssuche zu beobachten sind

Zunehmend hört man auch verschiedene Vogelarten, wie z.B. Amseln, die im Laub nach Nahrung suchen und durch das dünne Laub auch besser zu orten und zu sehen sind.

Winter

Vorangehend habe ich bereits den Winter ganz gut beschrieben, indem alles auffällig ruhig ist. Deshalb ist es in dieser Jahreszeit am wichtigsten wirklich genau hinzuhören, um die versteckten Vögel zu finden, die hier überwintern. Wenn man mal einfach mal kurz hinhört, wird man in vielen Fällen überrascht sein, dass doch überall noch ein wenig Leben vorhanden ist. Wenn es wirklich absolut still und kalt ist, kann dann aber auch der warme Tee zu Hause die richtige Wahl sein. Immerhin müssen die Vögel in der kalten Jahreszeit auch Energie sparen und manchmal bedeutet das einfach Pause zu machen.

Fazit

Dieser kleine Einblick in die verschiedenen Laute, die man von Vögeln über die Jahreszeiten hören kann, zeigt uns, wie vielfältig die Vogelwelt ist. Jede Jahreszeit hat ihre einzigartigen Klänge. Von den lebhaften Gesängen im Frühling und Frühsommer bis hin zum ruhigen Winter, der an manchen Tagen auch nur von den Rufen der Krähen erfüllt wird.

Die Kunst des Innehaltens und aufmerksamen Zuhörens ist nicht nur der Schlüssel zur erfolgreichen Vogelbeobachtung, sondern auch ein guter Weg, sich mit der Natur zu verbinden und die Schönheit der Details zu schätzen.

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